Zu viel gewollt!

In diesem Fall muss man wissen, dass unverheiratete Paare – im Gegensatz zu Ehepaaren – kein wechselseitiges automatisches Erbrecht haben. Dafür braucht es schon ein Testament.

Neulich war ich bei einem Klienten, der ein Testament errichten wollte. Ein älterer und  wahnsinnig netter, älterer Herr, der in einer gut betuchten Gegend der Bundeshauptstadt in seinem schnuckeligen Häuschen seinen Lebensabend verbringt. Er genoss sein Leben stets in vollen Zügen, arbeitete aber auch viel und verdiente viel Geld, sehr viel Geld. Leider war ihm das Familienglück nicht beschert und so hatte er keine Kinder und seine Ehefrau starb schon vor vielen Jahren. Er fand das Glück jedoch wieder und lernte eine nette Dame kennen, mit der er die letzten 20 Jahre verbrachte. Nur heiraten wollte er nicht mehr. Das ist auch ok.

 

In diesem Fall muss man wissen, dass unverheiratete Paare – im Gegensatz zu Ehepaaren – kein wechselseitiges automatisches Erbrecht haben. Dafür braucht es schon ein Testament.

 

So begab ich mich dorthin, um seinen letzten Willen zu besprechen, damit dieser in eine Urkunde, besser als Testament bekannt, gegossen werden kann. So erzählte er mir, er habe einen Bruder und ein anderes (wenn auch etwas weniger wertvolles) Haus. Er sagte, er möchte dass seine Lebensgefährtin nach seinem Tod weiterhin in der Villengegend bleibt und vermachte ihr das Haus, in dem sie beide zusammen leben. Der Bruder sollte hingegen das andere Haus, eben das in der weniger glamourösen Gegend, erhalten. Um die genauen Daten des Bruders fürs Testament zu erfragen, rief er diesen also an. Dabei erfuhr der Bruder, worum es geht und regte sich ob der Aussicht, doch nicht in die schöne Gegend ziehen zu dürfen, wahnsinnig auf. Die gelassene Reaktion des älteren Herren: Dann bekommt der Bruder eben nichts!

 

Und weil dem Bruder nicht einmal ein sog. gesetzlicher Pflichtteil zusteht – in diesem Fall dürfte man das Erbe nicht auf null kürzen – bekommt nun alles die Freundin. Auch das Haus in der billigen Vorstadt. Tja, manchmal ist weniger mehr!

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